Die Revolution ist das größte, alles andere ist Quark.
Rosa Luxemburg

Donnerstag, Oktober 28, 2004

Kokainbase-Raucher und Amikrapfen



Das Thema hatten wir schon, und es ist auch ab und zu lästig; kann aber auch lustig werden, vor allem wenn man sich die neuesten Ergüsse der Denglish-Hasser und selbsternannten Kulturschützer anschaut, das Beste: wir können jetzt live dabei sein, wie für englische Vokabeln Eindeutschungen gesucht werden. Das WikiBooks-Projekt Fruchtbringendes Wörterbuch bietet eine reiche Auswahl an vermeindlich deutschen Sprachalternativen. Kostprobe gefällig?
Doughnut (auch: Donut): Ein Doughnut ist ein amerikanisches in siedendem Fett ausgebackenes ringförmiges Gebäck. Es ist meist mit Zuckerguß oder mit Schokoladenglasur überzogen. Ringförmiges Gebäck heißt im Deutschen meist Kringel. Als Übersetzung für doughnut wird meist das Wort Krapfen verwendet, wobei Krapfen deutscher Provenienz – als Kreppel, Berliner oder Berliner Pfannkuchen – meist kein Loch besitzen. Man könnte in Fällen, in denen eine Unterscheidung notwendig ist, auch gut *amerikanischer Kringel oder *amerikanischer Krapfen, *Kringelkrapfen (12/2003: 1), *Krapfenkringel (12/2003: 0), *Lochkrapfen (12/2003: 1), *Lochkreppel (12/2003: 0) oder *Lochberliner (12/2003: 1) sagen. Als angepaßte Schreibweise käme *Donatt in Frage. Umgangssprachlich würde sich *Amikrapfen anbieten.

Crack übersetzen die Sprachhüter mit Kokainbase, für Joints (wahlweise Tüte oder Dübel) gibts auf den Projektseiten leider noch keine kreative Entsprechung, dafür heisst die CD (Compact Disc) Silberscheibe. Wenn alles wieder deutsch ist, wird auch alles gut. Nur ihr Mutterprojekt WikiBooks sollte dringend gereinigt werden. Schnellbücher ist doch auch schön.

Mittwoch, Oktober 27, 2004

Wiedermal Rassismus


Hier hätte die Regierung mal wieder einen Aufstand der Anständigen auszurufen, damit alle Welt sieht, dass Deutschland garnicht so rassistisch ist, wie sie (die Welt) denkt. Das Gegenteil beweist ein Urteil, ausgesprochen in den USA, welches der afghanischen Familie Mashiri Asyl in den Staaten einräumen könnte. Familie Mashiri flüchtet allerdings nicht aus Afghanistan, sondern aus der Bundesrepublik Deutschland. Die Begründung der Richter liesst sich wie das, was (wir) linken, kritischen Menschen in ebender Republik seit 1990 predigen: Die Regierung sei "unwillig oder unfähig" die ausländische Bevölkerung vor rassistischen Übergriffen zu schützen. Laut einem Bericht auf Spiegel-Online sei die Familie in Hamburg mehrfach rassistischen Übergriffen ausgesetzt gewesen, darunter Mordandrohungen und offene Gewalt. "Nach dem Überfall auf ihren damals 14jährigen Sohn habe sie die Polizei verständigt. Jedoch ohne Erfolg, denn ihr sei gesagt worden, Ausländer müssten auf sich selbst aufpassen." (Quelle: Telepolis)

Innenminsiter Schily und der Rest der Regierungsbande machen sich derweil wenig Gedanken über den Stand der Sicherheit für Ausländer in D-Land. Ihre Sorge gilt, wie 2000, wie 1992, wie immerschon wenn es um deutschen Rechtsextremismus ging dem Ansehen von Deutschland im Ausland. Ob sich dies mit einem neuen Aufstand der Anständigen aufpolieren lässt? Und wer sind eigendlich diese Anständigen? Schily und Co jedenfalls kaum, auch den Hamburger Bullen kann man wenig Anstand bescheinigen. Aber wenn wir wieder singen: Pack die Lichterkette ein, nimm dein kleines Schwesterlein, dann sollen sie mal zuschaun, die ausländischen Investoren, was für ein friedliches Volk wir sind!

Dienstag, Oktober 26, 2004

WikiNews - Edit the News


Als Ward Cunningham die WikiWiki-Technologie erfunden hat, konnte er sich wahrscheinlich nicht vorstellen, was seine Technik alles bewirken kann. Zum Beispiel die weltweit umfangreichste Enzyklopädie, die nicht nur jeder kostenlos lesen und verwenden, sondern auch verändern, verbessern und vervollständigen kann. Wenns nach der Wikimedia Foundation, einer Art Dachverband der lokalen Wikipedias geht, solln wir in Zukunft auch unsere Nachrichten selbst schreiben (dürfen). Das neueste Projekt der collabarotives heisst WikiNews.
Wir streben an, eine freie Nachrichtenquelle zu schaffen, die jeden Menschen einlädt, Berichte über große und kleine aktuelle Ereignisse beizutragen, sei es aus direkter Erfahrung oder in Form einer Zusammenfassung aus anderen Quellen. Wikinews gründet sich auf die Idee, dass wir etwas Neues erschaffen, nicht etwas Altes zerstören wollen. Es basiert auf dem Glauben, dass wir gemeinsam eine großartige und einzigartige Nachrichtenquelle aufbauen können, die die Medienlandschaft bereichern wird.

Kein Wunder, dass diese Idee die Aktivisten etablierter (fast-)freier Medien auf den Plan ruft.
Da die "Wikipedianer" aber ziemlich genau den deutschen Mainstream widerspiegeln, kann ich mir nicht vorstellen. daß die Nachrichten allzu "unabhängig " werden. Die Mehrheit der User hält den Verfassungsschutz für maßgeblich in der Beurteilung von politischen Gruppierungen und hält alles links von den Grünen für "extremistisch". Kommentar auf Indymedia zu den WikiNews

Im Gegensatz zur Wikipedia-Kultur - bei der ein neutraler Standpunkt gesucht wird, werden bei Indymedia Artikel halbzensiert, das heisst in Indyspeech moderiert. Dies hat den Vorteil, dass unliebsame Meinungen und Beiträge zwar nicht gelöscht, aber dennoch durch ein Moderationskollektiv schwerer zugänglich gemacht werden. Kaum jemand wird wohl in seiner 5-Minuten Surfpause auf den Open Posting-Link bei Indymedia klicken - obwohl dieser durchaus aufschlussreich über die Moderationskriterien ist. Ein "Moderationskollektiv" ist eben immernoch ein mächtiges Gremium. In einem emanzipatorischen Projekt wäre ein Vorgehen wie auf WikiNews durchaus sinnvoller. Vielleicht überholen die Wiki's auf der praktischen Ebene noch die Indys von links.

Samstag, Oktober 23, 2004

Wo waren die Server?


Die Indymedia-Server sind inzwischen zurück. Die Frage ist nur: wer hatte sie - und warum?

Die Jungs und Mädels vom freien Netzwerk Indymedia haben ihre Festplatten zurück. Wie hier berichtet wurden die Festplatten von ca. 20 Independent Media Centers von einer zunächst als FBI bezeichneten Institution beschlagnahmt. Unter anderem war davon der Bilder-Server der deutschen Indymedia betroffen. Offentsichtlich hing diese Aktion mit 2 Gerichtsverfahren zusammen: In Italien ging es um Beweissicherung für ein Verfahren im Zusammenhang mit den Genua-Protesten und eine Staatsanwältin in Genf hatte ein Gerichtsverfahren gegen Indymedia eingeleitet.
Laut einer Presseerklärung wollen beide Institutionen nun nichts mehr davon wissen, eine Beschlagnahme beantragt zu haben. Auch das FBI gibt sich bedeckt und weiß scheinbar nichts von der Aktion. Eine Aktivistin fragt sich bei all dem NixblickerChaos schon: "Wurden unsere Server von Aliens entführt?"
Wahrscheinlich nicht, aber dass hier was nicht mit rechten (oder doch rechten) Dingen zu geht ist offensichtlich.
"Zwei Wochen sind vergangen und wir sind keinen Schritt näher an der Antwort auf die Frage, wer die Server mitgenommen hat, warum, oder wenigstens auf welchem Kontinent sie waren."
Sollte sich also jemand finden, der das ganze hier verzettelt hat, möge er sich doch bei den Aktivisten melden. Sonst müssen sie noch ihren Glauben an Rechtssysteme aufgeben ;-) Auf jeden Fall: wenn bei dir mal jemand Server beschlagnahmen will: lass dir die Dienstnummer geben!

Panik im Kanzlerbunker

eine spannende Fortsetzungsgeschichte - präsentiert von Telepolis!

Donnerstag, Oktober 21, 2004

Ach ja, und am Ende gabs einen Wohnwagenbastelbogen zum selbermachen ;-)

Durchlauferhitzer und Bastelbögen


Die Laster und Hängerburg in Friedrichshain bleibt vorerst / Kein Geld mehr für Sportplätze

Vor einem Jahr ging die Angst um auf dem Wagenplatz Laster und Hänger: Eine Nachricht geisterte durch Kiez und Medien: Der Berliner Senat wolle Gelder für die Sanierung des Boxhagener Platzes locker machen, im Gegenzug dazu sollte das Gelände Revaler- Ecke Gärtnerstraße zu einem Sportplatz, bzw. einer "Bewegungsfreifläche" umgestaltet werden. Auf genau diesem Gelände befindet sich seit 2001 die Wagenburg Laster und Hänger. Eine Sportplatzplanung gab es für dieses Gelände schon seit DDR-Zeiten, weshalb vor allem altansässige Familien auf den offenen Sportplatz heiß sind.

Aus Angst, den Platz ohne passende Ausweichmöglichkeit zu verlieren luden die Wagenbewohner gestern zu einer Bürgerversammlung in die Modersohn Grundschule. Ziel war es, sich als soziale Nachbarn vorzustellen, ihr freiwilliges soziales Engagement zu zeigen und ihre wichtige Stellung als Anlaufstelle für sozial Benachteiligte und Jugendliche klarzumachen.
sdf
Das wollte hier aber nicht jeder hören. Zwei Elternpaare waren gekommen, um ihrem Unmut über die Unerträgliche Situation für ihre Kinder Luft zu machen: In Friedrichshain gibt es zu wenig Grünflächen und frei zugängliche Sport- und Freizeitflächen. (Das ist der Fakt.) Die Laster und Hänger würden diese Familien verdrängen, nur um selbst in der Innenstadt zu bleiben. (Das ist die Wut) Schuld seien nicht Politik und Stadtplaner, nein Laster und Hänger besetzen die letzten grünen Ecken um ihrer eigenen Freiräume willen.
Der Grüne Baustadtrat Franz Schulz machte durch gezielt undurchsichtig schöne Sätze den Pöbel aus Bauwagen und Mietshäusern Mundtod. Er erklärte die juristischen Schritte eines Planungsverfahrens und suggerierte, dass es bald (ab 2006) weder Wagenplatz noch öffentliche "Bewegungsfreifläche" geben werde, sondern höchstens ein Vereins- und Schulsportplatz, wie er knapp 300m südwärts schon existiert. Fraktionsvorsitzender der SPD in der BVV Friedrichshain-Kreuzberg Andy Hemke konterte darauf in verständlicher, aber nicht weniger perfider Rethorik dass das Geld sowieso verschenkt sei und es in absehbarer Zeit keinen Sportplatz gäbe. Die Gelder seien inzwischen nach Marzahn gegangen und der Bezirk könne aus eigenen Mitteln garnichts finanzieren. Auch der Wagenplatz verschwinde deshalb so schnell nicht. Die Altfriedrichshainer fanden das garnicht lustig: "uns wurde damals eine Grünfläche versprochen!"; die Wagenbewohner sahen garkein licht mehr und konterten: "Wer hat ihnen was versprochen?"; die Diskussion eskalierte in wilden Zwischenrufen vom Bankenskandal und Gelderveruntreuung weshalb die Bürger, die zum kennenlernen eingeladen waren provoziert den Raum verließen. Dann verlief die Debatte wieder gezielter und kreativer: eine Bürgerin fragte, wieso es nicht möglich sei eine der vielen anderen öffentlichen Brachflächen in Friedrichshain zu nutzen. Auf die fadenscheinigen Argumente des Baustadtrats ging nun niemand mehr ein. Die Diskussion ging auf die politische Ebene; und irgendwie wurde klar, dass Wohl und Wehe des Kiezes nun wirklich nicht von diesem Grundstück abhängt. Warum auch: keine 100m weiter stehen entlang der S-Bahnlinien mehrere Grundstücke frei, zwischen den Häusern im Rest des Bezirks klaffen überall Baulücken, die von Investoren spekulativ leergelassen werden. Die Bezirkspolitiker sind zu gefesselt an Jura und Konvention, als dass sie solche Potenziale erkennen könnten. Was Friedrichshain-Kreuzberg braucht ist kreatives, gemeinsames Bürgerengagement: für Grünflächen und Wagenplätze.


Mittwoch, Oktober 13, 2004

Google knows you!


Dass Google mit seinem Adsense-Programm (auch zu bewundern in der rechten Spalte) zielgruppengeschneiderte Onlinewerbung schaltet, indem sie den Inhalt der jeweiligen Website auswertet war klar. Da waren in letzter Zeit die Anzeigen einer ominösen Computersicherheits-Software oder das Omnipräsente jokers.de, das zu (wirklich) jedem Thema irgendwelche Bücher hat (Wie sie jedoch gerade bei Psychoglobal auf Kulturgeschichte kommen ist mir allerdings mehr als unklar ;). Nun aber macht mir Google aber wirklich wirklich Angst: Woher zum Teufel wissen die, dass ich Neurodermitis hab?? Haben die hier angerufen und gefragt? Wer leitet diese Informationen an die Suchmaschine? Und warum sagt mir das keiner? Werden sie mir demnächst ne neue Biersorte empfehlen? Oder eine Selbsthilfegruppe? Schlagen sie mir eine Breakbeatparty fürs Wochenende vor? Big Brother Google, halte dich zurück!

Dienstag, Oktober 12, 2004

Jo Brauner verkündet das Ende des Vietnamkriegs


Jo Brauner, Symbol deutscher Fernsehspießigkeit hat die Tagesschau verlassen. Seine nestelnde Stimme allerdings können wir trotzdem weiterhin hören. Die ARD spendierte dazu eine eigene Fanpage - quasi zur Erinnerung. Und das schöne daran sind nicht Jo Brauners Versprecher, oder die Autogrammkarten zum download, sondern dass wir uns das Ende des Vietnamkriegs in der Tagesschau vom 30. April 1975 anschauen können - verkündet natürlich von Jo Brauner (übrigens in seiner ersten Tagesschau). Wenns bald noch mehr davon gibt, bin ich garnich mehr gegen die GEZ fürs Internet.

Sonntag, Oktober 10, 2004

schon GEZahlt? Wir kriegen euch ALLE!


Nachdem ich bei Alles-Und-Umsonst.de meinen Radiowecker verschenkt hatte, hatte ichs endlich geschafft legaler Nicht-GEZ-Zahler zu sein. Der TV-Karte und der Kabelanschluss flogen schon vor vier Jahren raus. Endlich keine Angst mehr, in einem unpassenden Moment vom Gebühreneinzugsbullen an der Tür genervt zu werden. Schließlich bezieht der Postmoderne Mensch seine Informationen lieber aus dem Netz, statt staatstragende Flimmermedien zu konsumieren. Doch wenn diese meinen zu wenig Geld zu bekommen, suchen sie halt neue Wege. Schließlich könne man Rundfunksender und TV-Angebote übers Internet beziehen, und schließlich sei ein Internetfähiger PC somit Rundfunkempfangsgerät. Wie Google verrät, ist die Idee nicht neu. Schon 2001 traten die damaligen Intendanten von ARD und ZDF für eine Neustrukturierung der GEZ-Gebühren ein. Nicht dass man mich falsch versteht, ich hab nix gegen öffentlich-Rechtliches Fernsehn, nur: die Internetstation ist vorrangig eben kein Fernseher (und wer den Pixel-Stream von Tagesschau.de ernsthaft als Fernsehersatz bezeichnet braucht zumindest eine Brille). Der Rechner ist vorrangig auch kein Radio, auch wenn inzwischen fast alle Rundfunksender ihr Programm zum Streamen anbieten.
Fakt ist, dass durch die Online-GEZ einige Contentanbieter subventioniert werden, der Großteil aber leer ausgeht. Ich, zum Beispiel. Fakt ist auch, dass die Mehrheit ihren Computer zum E-Mails schreiben, MP3-s hören und DVDs anschauen - aber eben nicht zum Fernsehen benutzt. Und (und das ist jetzt eine ganz große Erkenntniss - die aber bei einigen noch nicht angekommen zu sein scheint): Ein Computer kann noch viel viel mehr! In die Köpfe der Rundfunkanstalten gehts einfach nicht rein: wir wolln kein Fernsehn, wir wolln kein Dudelfunk. Wir wolln nur unsere Ruhe und keine Angst mehr vor Gebührenwächtern!

eins zwei drei meins - E-Bay für Selbstausbeuter


Arbeitslose aufgepasst! Die Panik um Hartz 4 beschert uns eine neue Blüte aus der wunderbaren Welt des KrassKapitalismus: beutet euch selbst aus, drückt die Löhne!
fg
Bei Jobdoo und JobBerlin dürft ihr um den niedrigsten Lohn feilschen! Wer bietet weniger aus dem Erwerbslosenheer? Putzen für 3 Euro? Rasenmähen für 2,50? Kein Problem! Die neuen Auktionshäuser lassen die Preise purzeln was das Zeug hält! Warum noch Jammern, Hier gibts "Arbeit für alle"! Und hochmotivierte, bescheidene Arbeitskräfte! Wer jetzt noch faul ist, hat keine Ausreden mehr. Es lebe der Markt!

Freitag, Oktober 08, 2004

keine Server - keine Redefreiheit: über das Ausschalten linker Netzseiten


Das FBI demonstrierte diese Woche wie einfach sich die freie Rede ausschalten lässt. Über die nationalen Grenzen hinweg wurde die Firma Rackspace dazu gebracht, die (in England befindlichen) Server von Indymedia den US-Behörden auszuhändigen. Damit schlossen an einem Tag 20 Independent Media Centers. Einmal mehr wird deutlich, in wessen Händen sich die Infrastruktur des achso freien Internets befindet.
Andere, aber ähnliche Probleme hat die Linkeseite: Nach einer (und nicht der ersten) Abmahnung mit Unterlassungsverfügung durch die Märkische Oderzeitung steht Betreiber Oliver Bartel offenbar vor dem Entschluss, die Seite aus dem Netz zu nehmen. Doch beklagt sich Bartel nicht nur über deutsche "Rechtsstaatlichkeit" und Abmahnwesen, vielmehr macht er die linken Genossen selbst verantwortlich:
etwas entscheidendes allerdings wurde in den ganzen jahren nicht erreicht - zu vermitteln, daß linkeseite ein projekt ist, welches nur von und mit den nutzerinnen und nutzern existieren kann.
fazit: letztendlich steht mensch so gut wie alleine da
auch mehrmalige versuche, eine art redaktion aufzubauen fanden meist aus angst vor möglicher kriminalisierung bei genossinnen und genossen bislang kein interesse.

Ohne Server läuft kein alternatives Internetportal, ohne Menschen die dahinterstehn gibts nichmal Flugblätter. Die Revo dürfte dann wohl noch auf sich warten lassen.

Deja Vu Nachrichten


manche Nachrichten kommen ja jedes Jahr zur Sommerpause wieder: Tabaksteuererhöhung, Loch Ness oder Deutschrock-Quote. Die aktuelle Top-Nachricht auf der Tagesschau-Website kommt mir vor wie ein Dauer-Deja Vu: Der Irak besaß keine Massenvernichtungswaffen. Danke an die Tagesschau und US-Waffeninspektoren für solche brandheissen Erkenntnisse.

Mittwoch, Oktober 06, 2004

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Wer ist hier das Volk?


Das Volk kommt in Schaaren in den neuen VolksPalast, und jetzt wo nicht nur Erwerbslose das Volk sein wollen, sich noch gleich Gu:nther Grass, Michael Rogowski und Konsorten als Volk bewerben fa:llt mir das scho:ne Zitat aus dem Scheinschlag in den Sinn: "Wer lieber ein Volk als eine Republik sein will, bekommt am Ende noch ein Schloss geschenkt." Oder einen Fu:hrerbunker. Oder "'Volksschloss', oder noch schlimmer: 'Schloss der Republik'. Das fu:gt sich nicht. Das will nicht." Oder gleich lieber Volksrepublik.

Bewerbungen


Nach einer Anzeige bei WG-Gesucht.de bekam ich folgendes Bewerbungsschreiben:
hallo michael!


ich melde mich bei dir wegen deiner anzeige in wg-gesucht.de. das angebot hört sich für mich interessant an. ich
werde mich morgen telefonisch bei dir melden. bis dahin ein paar zeilen zu meiner person:

ich bin 28 jahre alt, 1,96 m groß, habe mittelbraunes haar und bin vegetarier.
meine musikalischen vorlieben sind geprägt von joy division, the cure, siouxsie and the banshees, the stranglers,
ruts, crass new order, the smiths, kraftwerk, palais schaumburg, sonic youth, interpol, desapericidos, heresy,
bach, haydn, mozart, beethoven und sibelius.
mein ästhetisches empfinden läßt sich durch elemente antiker bildender kunst, des sozialistischen realismus (DDR),
der filmischen und photographischen arbeiten leni rieffenstahls (blaues licht, olympia filme, natur- und
portraitbilder), des bauhausdesigns, der industriekultur des ruhrgebiets, der architektonischen entwürfe rudolph
steiners und vieler unterschiedlicher richtungen mehr beschreiben.
Literarisch interessieren mich schiller, hölderlin, nietzsche, pound, camus, houellebecq, bronnen, jünger, becher
und von der grün. zu den filmen, die ich mag gehören: clockwork orange, taxi-driver, der mann der vom himmel fiel,
fight-club, elling, rheingold, 28 days later, acid house, cube.

ich bin geistig offen, ohne jedoch gleich alles gut zu heißen, und ein mensch der bestrebt ist, weltanschauliche
gegensätze, wenn möglich, zu vereinen oder zu überwinden. daher finde ich auch kontroverse und offene diskussionen
sehr interessant.

meine befähigung als mitbewohner liegt in einem aktiven hygienebedürfnis, meiner unauffälligkeit und
unkompliziertheit, meiner fähigkeit, mich mit menschen verchiedenster art gut arrangieren und ganz allgemein zu
einer gemeinschaft positiv etwas beitragen zu können.

ich studiere derzeit medizin und habe bereits einen abschluß in philosophie.

auf eine gute zeit!

frederic

Wer noch mehr, bessere Soft- und Hardskills vorzuweisen hat, melde sich bitte mit Lebenslauf, Foto und ausführlichen Zeugnissen bei: ebert.micha@web.de!

Sonntag, Oktober 03, 2004

Deutsche Einheit



Die meissten von euch werden es garnicht mitbekommen haben, aber heute war der Tag der deutschen Einheit. Wer nicht - wie ich - kräftige Feiertagszuschläge kassiert, dem wars wohl auch egal, Sonntag ist Sonntag, ob vorm U-Bahneingang Fahnen wehen oder nicht.

Auch wenn bei uns das Volk lieber demonstriert statt feiert, ist Deutschland seit der Konsumrevolution deutscher geworden. Auf der Poppkomm fordert ein deutsches Musikantenstadl in eigener Sache bierernst die Germanenquote, die putzkollonnen der Kulturelite aus FAZ und SPIEGEL wollen die Rechtschreibung von der Reform reinigen, und Paul van Dyk lässt uns gemeinsam mit dem Gruftnationalen Peter Heppner wieder wir sein. Postmodernes Naionbuilding to be continued... Gegen den Krieg, George Bush und Denglish.

Fragt sich nur: wer ist der deutscheste?

* Deutscheste Stadt Deutschlands (I)
* Deutscheste Stadt Namibias
* Deutscheste Stadt Finnlands
* Deutscheste Stadt ausserhalb Deutschlands
* Deutscheste Stadt Deutschlands (II)
* Deutschester Berg Deutschlands
* Deutscheste aller Burgen
* Deutscheste aller Burgen (II)
* Deutschestes Fest
* Deutscheste Stadt Amerikas
* Deutscheste aller Städte
* wahrscheinlich deutschester aller Russen
* das Deutscheste, was überhaupt in Deutschland geschaffen worden ist
* Deutschestes Land aller deutschsprachigen Deutschen

??? genug davon. Wenn man oft genug Deutsch schreibt, wird einem schwindlig.