Die Revolution ist das größte, alles andere ist Quark.
Rosa Luxemburg

Montag, Februar 28, 2005

np: Freestylers - Too Far

Noch nie ein dermaßen kickendes Stück Musik gehört, also Leute schmeisst euren Esel an und ab gehts!

Freitag, Februar 25, 2005

Bananen fürs Justizministerium

Am Montag soll im EU-Rat mal wieder die EU-Richtlinie für Softwarepatente auf der Tagesordnung stehen. Nach dieser Richtlinie sollen so genannte computerimplementierte Erfindungen als Patente anerkannt werden. Die Ideenpatente stehen im Gegensatz zu den herkömmlichen Patenten bei denen es sich um technische Erfindungen handelt. Mit der neuen Richtline soll es möglich sein, eine Idee wie das One-Click-Shopping von Amazon oder den berühmte Fortschrittbalken patentieren zu lassen. Dies würde zu unheimlich vielen Patentrechtlichen Verstößen, beziehungsweise immensen Lizenzzahlungen führen. Sehr eindrücklich demonstriert der Webshop der FFII wie viele Patente allein ein einfacher Webshop verletzen würde. Der Richtlinienentwurf steht ausgerechnet auf der Tagesordnung des Agrar- und Landwirtschaftsrats - ein bekannter Trick der Lobbyisten, Gesetze in einem Rat durchzuboxen, dessen Mitglieder eigentlich vom Thema keinen Plan haben.

Das FFII und seine Unterstützer wollen heute die Gratis-Paket-Aktion der Post nutzen, um auf diese Form der Gesetzgebung aufmerksam zu machen. Damit die EU keine Bananenrepublik wird, sollen die Unterstützer der Aktion das Gratis-Paket zum heutigen Geburtstag der Post mit Bananen füllen und ans Justizministerium schicken. Bisher sollen schon 89 Pakete mit Bananen unterwegs sein. Wenn dann Justizministerin Brigitte Zypries keine Bananen mehr sehen kann, soll sie wohl Frau Künast überreden gegen die Richtlinie zu stimmen. Mehr Infos hier.

Mittwoch, Februar 23, 2005

»Ich bin potenziell Verbrecher«

Deutsche Tauschbörsennutzer kämpfen für die Kulturflatrate

Fairsharing - das bedeutet so viel wie fairer Tausch und klingt wie Filesharing - also das tauschen von Dateien über Tauschbörsen. Fairsharing ist der Name einer Kampagne von z.B. Attac, FoBued und deutschen Tauschbörsennutzern. Die wollen nämlich endlich nicht mehr die Musik töten oder Angst vorm Knast haben, sondern in aller Seelenruhe die neuesten Kinokracher aus dem Netz saugen. Denn, wie die Industrie weiss: »Filme illegal kopieren und verticken ist nicht cool, sondern genau so ein Verbrechen wie DVDs klauen und auf dem Flohmarkt verkaufen.«

Da zwar alle wissen, dass Filme illegal kopieren ziemlich cool ist, und die wenigsten diese Filme verticken sondern eher gratis mit ihren Kumpels tauschen, wollen die Kampagnenbetreiber das Treiben legalisieren: Nutzer von Breitbandanschlüssen sollen eine Pauschalabgabe zahlen, die dann prozentual nach Erfolg der Produkte an die Urheber ausgeschüttet wird. Ein solches System ist nicht neu: die GEMA praktiziert dies zum Beispiel mit Diskotheken oder Kneipen: hier wird in der Regel nicht nach den einzelnen Titeln die gespielt wurden abgerechnet. Eine Pauschale wandert in den GEMA-Topf und wird entsprechend der Verkaufszahlen einzelner Platten an die Künstler ausgeschüttet.

Leider ist dieses System alles andere als fair, denn kaum bekannte Künstler bekommen immer nur wenige Prozent der Ausschüttung - unabhängig davon ob sie den ganzen Tag in einer Kneipe laufen. In der Regel sind hier die GEMA-Mitgliedsbeiträge höher als die Gebürenausschüttung. Die aktuellen Stars kriegen den Löwenanteil. Als kleiner Musiker macht es also kaum Sinn, einer Verwertungsgesellschaft beizutreten.



Beim Filesharing wäre das das gleiche. Eine Koppelung der Ausschüttungen an die Verkaufszahlen ist hier sogar ziemlich unlogisch: Was runtergeladen wird, wird bekanntlich nicht unbedingt mehr gekauft. Fair könnte man das System nur durch nachprüfbare Download-Statistiken gestalten - was aber an der Umsetzung wahrscheinlich scheitert. Die Programmiererteams der Tauschbörsen kann man wohl kaum zwingen solche Mechanismen in die Software einzubauen. Zu guter letzt dürften nicht nur Musik- und Filmproduzenten an dem System beteiligt werden: Ein nicht unerheblicher Teil der getauschten Dateien sind gecrackte Programme.

Immerhin könnte man mit einer solchen Kulturflatrate die Content-Industrie abspeisen, als Tauschbörsennutzer hätte man endlich Ruhe. Eine Ideallösung ist sie leider nicht und bis sich die Politik mit der Industrie und den Nutzern geeinigt hat, sharen wir einfach fröhlich weiter.

Dienstag, Februar 22, 2005

Fernsehen der Gegenwart

Während sich Medienkonzerne darüber gedanken machen, wie das Fernsehen der Zukunft aussehen könnte, sind die Internet-Poweruser schon in der Zukunft angekommen: Wer über die entsprechende Bandbreite verfügt, schaut sich Videos und Filme on demand an. Freie Videogruppen und Freie Radios stellen genug Content für den Online-TV-Abend zum gratis-Abruf bereit.

roughTV wählt alle zwei Wochen interessante Audio- und Videobeiträge aus dem Netz aus und stellt sie als "Programm" zusammen. Wer selbst Content beisteuern will, oder was interessantes im Netz gefunden hat, kann Beiträge vorschlagen, die dann ins Programm eingearbeitet werden. Fernseher aus, roughTV an!

Samstag, Februar 19, 2005

Freies Wissen - kein Freibier

Wissen muss frei sein. Diesen Satz hat sich die Wikipedia-Community auf die Fahnen geschrieben. Frei - wie Freiheit aber nicht wie Freibier. Wikimedia needs your help.

Das Wissen und die Information, die von der Communtiy bereitgestellt werden sind für alle mit Internetanschluss frei zugänglich. Frei in jeglicher hinsicht: Freibier und Freiheit sind nunmal Verwandte ersten Grades. Doch trotzdem auch die Community frei im Sinne von Freibier arbeitet, kostet das Projekt Geld.

Die Wikipedia mit ihren Schwesterprojekten ist eine der beliebtesten Websites. Doch das rasante Wachstum und die vielen Fans machen ihr ganz schön zu schaffen. Nicht selten sind die Server dermaßen überlastet, dass das »kurz mal bei Wikipedia nachschlagen« sich anfühlt, als wär man per Akustikkoppler mit dem Internet verbunden - kurzum: Wikipedia braucht deine Kohle! Bis zum 11. März wollen die Aktivisten 75.000 US-$ sammeln, um den Datenverkehr in den Griff zu kriegen. Wenn Dir Freies Wissen etwas Wert ist und Du gerade ein paar Euronen drüber hast, Spende auch Du! Die Freiheit wird's dir danken.

Samstag, Februar 12, 2005

Die Fabrik im Wohnzimmer

Neil Gershenfeld entwickelt am MIT's Center for Bits and Atoms die persönliche Fabrik - einen Alleshersteller fürs Wohnzimmer.

Personal Fabber heisst die Zauberkiste, die seit einiger Zeit durch Mailinglisten oder Foren anerkannter Utopisten und Technikenthusiasten geistert. Eine Maschine, nicht größer als z.B. ein Backofen, die alle möglichen Dinge wie von Zauberhand replizieren kann. Alles was sie dafür braucht ist ein Grundstoff, genug Energie und die Design-Daten aus dem Computer.


wird die Fabrik des Industriezeitalters abgelöst...

Vorbild für diese Automaten sind die so genannten 3-D-Drucker: ein Grundstoff (Plastik oder Metall) wird Schicht-für-Schicht zu einem beliebigen drei-Dimensionalen Objekt aufgebaut. Diese Technik wird heute vor allem für Prototypen oder Modelle in der Industrie eingesetzt (rapid prototyping). Aber auch persönliche Actionfiguren oder Fantasiegegenstände lassen sich so herstellen. Bei ToyBuilders.com kann der Kunde beispielsweise sein Spielzeug selbst entwerfen, der 3-D-Drucker "druckt" die Figuren aus.

Gerschenfeld geht einen Schritt weiter. Seine Maschinen sollen nicht nur "drucken" sondern auch schneiden und formen können. Am Ende soll ein Automat stehen, der nur noch Daten braucht um jeden beliebigen Gegenstand herzustellen, nicht nur Automodelle oder Actionfiguren - auch Radiogeräte oder iPods. Enthusiasten träumen schon jetzt vom Napster-Fabbing. Wie Musik, Filme oder Software könnten die Produktdaten in Tauschbörsen verbreitet werden. Man läd sich den Bauplan runter (passt ihn an die persönlichen Bedürfnisse an), speist ihn in den Fabber ein und dieser produziert das utopische Klo oder den bequemsten angepassten Sessel.



...durch den Personal Fabber fürs Wohnzimmer?

Bevor jedoch jeder seinen eigenen Fabrikanten zu Hause hat, träumen Weltverbesserer wie Frithjof Bergmann vom Community-Fabber, der bspw. in afrikanischen Ländern Ersatzteile für längst nicht mehr produzierte Autos herstellen kann. Auch in anderen Gegenden der Welt könnten sich Gemeinschaften bilden, die die teure Maschine anschaffen und dann für den Stadtteil, das Dorf, die Community freigeben - die Idee der modernen Selbstversorgung nimmt hier gestalt an.

Nun, es wird wohl noch eine weile dauern, bis wir uns einen Personal Fabber auf den Schreibtisch stellen können. Es spricht allerdings wenig dagegen, dass wir erleben werden, wie solche Maschinen die herkömmliche Produktion aus dem Tron heben. Die Frage ist nur, wird die Industrie sich die Technik zu Nutze machen um auch die letzten Arbeiter aufs Abstellgleis zu schieben, werden Community Fabber ihren Beitrag zu einer selbstorganisierten Versorgung und einem besseren Leben leisten oder wird das eine aus dem anderen resultieren? The Future is (immer noch) unwritten.

Freitag, Februar 11, 2005

Urlaubsvideo unter Freier Lizenz

Pünktlich zu Weihnachten erschien er: der erste deutsche Film im Spielfilmlänge unter einer Creative Commons-Lizenz. Eingentlich ist Route 66 - ein amerikanischer albTraum kein Spielfilm - dafür aber ein professionell geschnittenes und unterhaltsames Urlaubsvideo.



Die Geschichte ist schnell erzählt: drei leipziger Mitzwanziger leihen sich in den USA einen 50er Jahre Straßenkreuzer um den Zauber der Route 66 zu erleben. Der frisst 50 liter Sprit und hat alle 50 Meilen eine Panne. Am Ende geht dann aber doch noch alles gut. Inhaltlich bietet der Film also kaum aufregendes. Ein unterhaltsamer Reisefilm durch die USA ist er dennoch geworden. Er bedient die üblichen Touri-Klischees überzeugt aber durch den Reality-Faktor. Die Szenen sind nunmal das Urlaubsvideo der Macher und der Weg, das TV-Realityformat in Spielfilmlänge zu bringen ist zeitgemäß und konsequent. Für einen langweiligen Samstag-Abend und als angenehme Alternative zu The Trip auf jedenfall empfehlenswert.



Dass der Film unter einer Creative Commons-Lizenz erschienen (und nun frei und gratis aus dem Netz zu laden) ist verdanken wir aber eher einer Not: weder Fernsehsender noch Filmverleihe waren für diesen Film zu haben. Also dachten sich die Macher - kommt er eben ins Netz - durchaus nicht der schlechteste Gedanke: das Filmmaterial darf sowohl aufgeführt, getauscht und kopiert - als auch verändert und weiterverwendet werden.

Nachdem also Freie Lizenzen den Softwaremarkt durcheinandergewirbelt und die Musikwelt erreicht haben ist endlich die Filmwelt dran, freie Werke zu produzieren und den Konsumenten zu beglücken. Hoffentlich hat Route 66 Vorbildwirkung für andere enthusiastische Filmemacher. Wenn die Industrie euch nicht will: hier sind wir, begierig eure Filme zu sehen.

Donnerstag, Februar 10, 2005

Erik Möller beschreibt in seinem Buch »Die heimliche Medienrevolution« wie "Weblogs, Wikis und Freie Software die Welt verändern.

Die Vision, dass das längst nicht mehr so neue Internet revolutionäres Potential habe ist längst ein alter Hut. Vor fünf Jahren sollte diese Technologie die Wirtschaft revolutionieren, was dabei rauskam ist hinlänglich bekannt: verblendete Investoren gingen unter, fixe Dot-Com-Manager konnten vielleicht etwas Geld retten und sich absetzen. Die Seifenblase der neuen Ökonomie im Netz ist jedenfalls erstmal geplatzt.

Doch halt. Jetzt kommen andere Akteure an den Start: und die nutzen das Netz dafür, für das es geschaffen wurde: als Kommunikationsplattform und Medium mit flachen Hierarchien. Ganz neu ist diese Erkenntniss auch nicht, doch Erik Möller macht darauf aufmerksam, dass es erst durch einfach bedienbare Tools, wie Redaktionssysteme, Weblogs oder Wikis möglich ist, dass sich eine breite Masse am Netz beteiligt, als Sender und Empfänger, denn schließlich kann sich damit Otto Normaluser das erlernen von HTML und anderen kryptischen Technologien ersparen. Mit nur einem Klick ist er dabei.

Möller beschreibt die Entwicklung der Medien von der hierarchischen Katholischen Kirche, die allsonntags in der Messe ihre Weltsicht verbreitete über die Erfindung des Buchdrucks, der die Moderne einläutete, kapitalistische und revolutionäre Printmedien, die Brechtsche Radiotheorie bis hin zu ihrer Verwirklichung im Internet. In besonderer Weise geht er - selbst aktiver Wikipedianer - auf die Geschichte und Technologie von Weblogs und Wiki-Systemen ein.

Das Buch ist ein Aufruf, sich aktiv am Netz zu beteiligen, Wissen zu teilen und sich unabhängig zu informieren. Die Grundannahme Möllers ist, dass das demokratische Potenzial des Internets ausgebaut werden muss, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Damits auch mit der heimlichen Revolution klappt.

Das Buch gibts in jeder gut sortierten Buchhandlung, zum Beispiel hier bei Amazon.

Entspannter Chat über Schilys Newsletter-System

Letzten Freitag wurde der Newsletter des Bundesministerium für Inneres kurzzeitig zur offenen Mailingliste. Über das schlecht konfigurierte System entfaltete sich ein entspannter Chat der Abonennten. Der »lustige Newsletterverkehr« ist hier dokumentiert.

Schöner wärs allerdings, wenn wenn diese und andere Behörden offene Mailinglisten nicht nur aus Versehen betreiben würden. Wie war das nochmal mit Bürgernähe und Transparenz?