Die Revolution ist das größte, alles andere ist Quark.
Rosa Luxemburg

Donnerstag, September 29, 2005

Arbeit und Faulheit II: Krankfeiern - aber richtig

Man kann es nicht oft wiederholen: arbeit macht krank. Wers nicht glaubt ist entweder selbst Arbeitslos oder schon so krank, dass er sich nur mit Arbeit richtig gesund fühlen kann. Der permanente Druck der heute auf dem deregulierten, sich selbst verwertenden Erwerbsmenschen lastet ist so enorm, dass dieser sich schon garnicht mehr traut zum Arzt zu gehen. Schließlich könnte eine Krankheit ein Vorteil für die Konkurrenz (Sprich den Kollegen) bei der nächsten betriebsbedingten Entlassungswelle sein.

Wir lernen also: in der postmodernen Arbeitswelt ist Krank-sein ein Wettbewerbsnachteil. Nicht der gesunde Mensch - sondern der sich mit verschnupfter Nase zur Arbeit schleppende Selbstausbeuter ist der Held unserer Epoche.

Regelrecht erfrischend kommt einem in dieser Zeit die Nachricht über eine Neuauflage des wahrscheinlich meißtfotokopierten Werks der 80er Jahre "Wege zu Wissen und Wohlstand – lieber Krankfeiern als gesund schuften" vor. Diesmal online, mit Feedback-Funktion und unter dem Titel "Diagnose: Kapitalismus - Therapie: Pause". Der Ratgeber gibt Hinweise zu Krankheitsbildern die sich einfach simulieren lassen. Magenschmerzen, Migräne, Senenscheibenentzündungen werden zur wohltuenden Medizin gegen die harte, neosozialdemokratische Arbeitswelt. Neben der Beschreibung von Symptomen wird nicht mit Hinweisen zum Verhalten beim Doc gespart:

Mediziner denken typischerweise, sie hätten die ganze medizinische Weisheit für sich gepachtet. Deshalb reagieren sie fast immer sauer, wenn du ihnen sagst, was du hast. Außerdem wollen sie selbst darauf kommen und sich dabei als tolle Diagnostiker fühlen. (Lass ihnen doch die kleine Freude!?)
Und natürlich gibt es am Anfang eine kurze, aber prägnante Einführung in das Thema - mit politischen Bezug und allem was dazu gehört. Solange du den Kaptialismus nicht stürzen kannst, mach einfach mal Pause.

Mittwoch, September 21, 2005

vorbei ist's

Ja, ja ich weiß, am Sonntag war Wahl, das war ja auch nicht zu übersehen, überall. Und man war dann ja auch fast soweit endlich aufzuatmen, dass das geplänkel und die Scheindebatten nun ein Ende haben mögen. Konnte keiner ahnen, dass es danach erst los geht. Aber gute Unterhaltung war das schon, in der ersten und zweiten Reihe. Mal sehn wie lange wir warten müssen bis zur nächsten Wahl.

Montag, September 12, 2005

Werbefrei

Werbung ist alltäglich.
Werbung ist überall.
Werbung ist selbstverständlich.
Muß das sein?


Nein, muss es nicht. Die Werbebranche überredet uns mit den gerissensten psychologischen Tricks zum Kauf von Waren, die wir so nicht brauchen. Das schreckliche daran ist, dass wir beim Kauf dieser Waren die Werbetricks die wir eigentlich nicht wollen auch noch mitbezahlen. Ein Beispiel: Ich brauche als Mensch zum (Über-)leben Wohnung, Kleidung, Essen. Nun, wozu also eine Werbung, die mir sagt, dass ich eine (bestimmte) Hose brauche, ich brauche sowieso Hosen. Im Kaufpreis der Hose ist das Werbebudget schon enthalten, Ich zahle dafür, dass mir jemand erzählt, dass ich sein Produkt kaufen soll. Kurz: Werbung geht auf die Nerven, Werbung manipuliert und weckt Bedürfnisse, Werbung ist (mindestens mit-) Verantwortlich für den übermäßigen Konsum, für die Ausbeutung und Verschwendung an Ressourcen auf dieser Erde und: Werbung bezahlt der Konsument!

Längst hat man sich gewöhnt an die Banner, Buttons; an die Pop-Ups und "was man nicht alles bei E-Bay kaufen kann". Abgesehen davon, dass die blinkenden Fenster und Bildchen gehörig nerven (und vom Inhalt der Website ablenken) kosten sie dem Benutzer auch noch reales Geld: Egal ob Volumentarif oder Zeitabrechnung: die Banner werden vom Server geladen und belasten den Geldbeutel des Nutzers.

Wer den Firefox-Browser benutzt kann sich auf einfache Weise von diesem Übel befreien. Die Erweiterungen Adblock und Adblock Filterstet G sind ein starkes Team gegen den alltäglichen Werbeterror. Nach wenigen Mouseclicks surft man Werbefrei und fühlt sich wie zurück gesetzt in die alten Zeiten des WWW.

Das rettet uns noch nicht vor der alltäglichen Belästigung im Öffentlichen Raum, wo es leider nicht die Möglichkeit gibt, Werbung einfach auszublenden... Aber man kann sie ja verschönern - macht Spaß und weckt die Lebensgeister.

Donnerstag, September 08, 2005

Scheiße wählen

Berlin, Proskauer Str., der neueröffnete arabische Imbiss. Wir bestellen Haloumi im Brot und setzen uns an einen Tisch. Am Nebentisch sitzt ein kleier Araber, der offenbar Gesprächsbedarf hat: "Was wählt ihr?" -- "Nichts" -- "Oh, seit ihr gegen Leute aus anderen Kontinenten?" -- "Nee, wieso?" -- "Warum wählt ihr nicht den Türken?" -- "Weil er in der SPD ist" -- "Warum wählt ihr nicht?" -- "Weil die alle Scheiße sind"

"Ah scheiße. Aber das muss man so sehen: Es gibt die Scheiße, die stinkt bis über den Himmel, das sind die Nazis. Dann gibts die Scheiße, die stinkt bis zum Himmel, CDU und CSU. Die SPD ist Scheiße, die bis zum Dach stinkt. Die Grünen hatten ein großes Maul bevor sie gewählt wurden, dann waren sie in der Regierung und sind die Scheiße die stinkt bis zum zweiten Stock. Wenn man die Scheiße wählt die bis zum Dach stinkt, verhindert man die Scheiße die bis zum Himmel und über den Himmel stinkt."

Ah ha. Nach der Wahl ist vor der Wahl und alle sitzen immer noch in diesem riesen Haufen Scheiße.

Dienstag, September 06, 2005

Gott bei E-Bay

Was man heut nirgends mehr kriegt, kriegt man bei E-Bay... Hoffentlich noch lebend.

Montag, September 05, 2005

iD.EOLOGY wird 2

"Never mind the industry ... here's iD.EOLOGY" das Netlabel iD.EOLOGY feiert fröhlich den zwo-ten Geburtstag und spendiert zur Feier des Tages eine Werkschau. Das Motto ist nach eigenen Angaben die Antwort auf die Frage ob ein unabhängiges Label als Internetvertrieb Sinn macht. Der eindeutige Rüffel an die Musikindustrie geht in die richtige Richtung.

Die "Platte" sagt eindeutig ja: das rel. breite Spektrum an Genres (HipHop, Jazz, Dub, Reggae, Drum and Bass, Elektronika...) vermittelt nicht etwa beliebigkeit.. die Tracks sind sorgfältig ausgewählt und geben einen Querschnitt des Labels wieder. iD.EOLOGY ist eines der wenigen Netlabels (das einzige??), die nicht nur skurrile Elektronika veröffentlichen, sondern auch Musik die zu einem größeren Publikum kompatibel ist. Ein Quasi-Geheimtipp des Labels sind sicher die Rapper von den Broke Gringos, die zeigen dass HipHop auch heute noch ohne Macker-Racist-Posen auskommen und durchaus intelligent sein kann.

Also: Herzlichen Glückwunsch ideology. Ich freu mich auf weitere spannende Releases.

Es lohnt sich übrigens im ganzen Backkatalog des Labels zu stöbern, von der Festplatte schmeißen kann mans später immer noch...


Download hier.

wahllos

klar, stimmt. einer der gründe, warum hier lange nichts neues mehr stand ist der stillstand, seit der kanzler sich zurücktreten hat lassen ist einfach nichts mehr los hier, ausser wahlkampf... wo während der legislaturperiode noch zu befürchten ist dass aus worthülsen heftige konsequenzen entstehen ist diese zeit jetzt eine einzige mediale nullzeit... "wählt was ihr wollt, ihr kriegt eh was wir wollen" rufts aus BDI und illuminatenvereinigungen. das logo "wahl 05" der ard las sich beim gestrigen so genannten kanzlerduell-livestream im realplayer wie "wahlOS", also jetzt kein betriebssystem sondern siehe überschrift (aber ich bin anscheind nicht der einzige, dem das aufgefallen ist). so war wohl auch die sendung, ich hab mir lieber ne dvd reingeschoben, wofür das individualtv doch alles gut ist... jedenfalls heute auf google-news: schröder-merkel ausgeglichen... naja, war klar. das einzige aufregende ist dann doch, dass man als unschuldiger spaziergänger zufällig an der großen grünen wahlkampfshow ("joschka kommt!") an der arena treptow vorbeiflanierend dann aus dem auto heraus berechtigterweise als "zeckenbrut" beschimpft wird, wenigstens das... ein wenig aufregung jetzt. das bringt farbe in den tristen sommer.