Die Revolution ist das größte, alles andere ist Quark.
Rosa Luxemburg

Montag, März 27, 2006

Globalisierungskritik als Computerspiel

Die italienischen Medienkünstler Molleindustria lassen uns mit Hilfe eines Videospiels hinter die Kulissen eines Weltkonzerns gucken.
Strategiespiele gibt es viele und mit den meisten kann Mensch ganz gut lernen, wie das kapitalistische Produktionssystem funktioniert. Ob Börsenspiel, Die Fugger oder Oil Imperium - der Beispiele gibt es viele.

Das "McDonalds Videogame" der Medienkünstler Molleindustria soll einen Einblick in die Arbeitsweise des Weltkonzerns geben. Es kommt im Gewand von einem Werbespiel daher (mit McD-Logo usw.), will aber die "schmutzigen Geheimnisse" des Konzerns entlarven.

Des Spielers Aufgabe ist es den ganzen Konzern managen. Dazu stehen ihm vier Schaltflächen zur Verfügung mit denen er zwischen den vier Hauptbereichen wählen kann:

1. Landwirtschaft: Am besten man besticht erstmal den Bürgermeister von San Jose um die Städtische Selbstversorgung an Lebensmitteln zu zerstören. Dann Flux ein paar Felder angelegt und Kühe auf die Weide damit sich der

2. Schlachtermeister freut. Hier kann man wahlweise Tiermehl verfüttern oder industrielle Abfälle ins Futter mischen. Wenn eine Kuh erkrankt muss man schnell reagieren und sie abschießen, damit keine Seuchen ausbrechen. Läuft die Schlachtanlage, kommen die Fleischstückchen ins

3. Restaurant: Angestellte können je nach Wirtschaftlage geheuert und gefeuert werden. Wenn man lust hat, gibt man einem Angestellten eine Auszeichnung oder einen Tadel.

4. Das Management: Hier gibts meist einen nervigen Manager, der ständig sagt, dass der Umsatz zu wenig steigt. Außerdem kann man Marketingkampagnen starten (wenn mal wieder eine Umwelt- oder Antiglobalisierungsgruppe zum Boykott aufruft) und Politiker bestechen.

Das McDonalds-Videogame führt spielerisch in die Problematik der industriellen Lebensmittelproduktion ein. Es behandelt Themen Regenwaldrodung, Genfood, Tierhaltung, Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse sowie Image-Marketing und soll kritisch dafür sensibilisieren:

"In so einem Konzern wie McDonalds Geld zu verdienen ist nicht einfach: Hinter jedem Sandwich verbirgt sich ein komplexer Prozess den der Spieler managen muß: von der Futterproduktion in die Metzgerei, vom Restaurantmanagement zur Imagekampagne entdeckst du all die schmutzigen Gemeimnisse, die uns zu einem der größten Unternehmen der Welt gemacht haben." (von der Website - übersetzt von mir)

Bei mir ging die Firma immer allzu schnell Pleite. Nach einer Weile war ich nur noch am Rotieren: mehr Kühe, billigeres Futter, Hire & Fire im Restaurant, dann kamen schon wieder die Globalisierungsgegener... Das Hamsterrad des planetaren Produktionssystems hat einen schnell gefangen...

Das Flash-Spiel steht unter einer Creative Commons Lizenz und kann (Flash-Player vorrausgesetzt) direkt auf der Website gespielt werden.

Donnerstag, März 23, 2006

Ein guter Deal: 1-Euro-Jobs in Kiezprojekten

Während in Frankreich gegen die Prekarisierung protestiert wird machen Berliner "Alternative" brav mit beim Spiel um billig-Arbeiter. Diejenigen die noch vor zwei Jahren gegen "Hartz 4" und "1-Euro-Jobs" protestiert haben, können sich offenbar im neuen Billigarbeiter-Bereich ganz gut einleben: in Berlin-Friedrichshain haben, wie man im "Berliner Abendblatt-Friedrichshain" lesen konnte einige Initiativen (der "Ubi Kliz Mieterladen" und die "workstation berlin" - beide eigentlich als Kritiker des kapitalistischen Arbeitssystems bekannt) ein "neues Modellprojekt" gestartet: der "MAE-Kiez Pool". Hier können sich Hartz-4-bezieher freiwillig zur fröhlichen Selbstausbeutung im eigenen Stadtteil melden. Die Initiatoren betreiben hier eine Art Zwischenvermittlung: Sie "haben" Stellen für 1-Euro-Jobber, die dann an kleinere "Kiezininitiven" weitervermittelt werden. Sie machen sich als "Ein-Euro-Sklavenhändler" (Schwarzbuch Hartz 4) zu Komplizen des repressiven Job-Systems.

Offensichtlich ist das neue Kontrollorgan "Arbeitsvermittlung" so verlockend, dass sich "gemeinnützige Kiez-Initiativen" gut darin einrichten und beteiligen können. Wen man nicht bekämpfen kann muss man anscheind umarmen. Für die Initiativen scheint das ein guter Deal zu sein. Schließlich verdienen sie an den MAEs ganz gut mit. Für jeden Ein-Euro-Jobber, den sie einstellen bekommen sie eine saftige Pauschale um den "zusätzlichen Aufwand" auszugleichen. Erwerbslose sollten sich auf dieses Spiel der "weichen Repression" nicht einlassen. Jede MAE-Stelle, sei sie auch noch so gemeinnützig, ist ein Zwangs-Arbeitsverhältnis. Daran ändert sich auch nichts, wenn so genannte "alternative" einem die "Auswahl" lassen, in welchem Projekt man seine Arbeitskraft verschenken soll.