Die Revolution ist das größte, alles andere ist Quark.
Rosa Luxemburg

Mittwoch, Mai 10, 2006

Buchtipp: No Copy

Woher kommen eigentlich die ganzen Alben und Filme in den Tauschbörsen? Wer hat den Kopierschutz der beliebten Software geknackt? Welchen Weg nimmt eine Raubkopie vom Cracker zum Endbenutzer? Diesen und anderen Fragen gehen Jan Krömer und Evrim Sen in ihrem Buch "No Copy" nach.

Die Autoren verweisen auf die Hackerethik der ersten Programmierergeneration, die aussagt, dass Softwaretausch eine Art Nachbarschaftshilfe sei. Die Geschichte der Freien Software wird ein weiteres mal erzählt - nicht ohne die beliebte Legende von Richard Stallmans Papierstau zu erwähnen. Sie stellen die Hackerethik in Zusammenhang mit den Bemühungen der Cracker-Szene: Hier wie dort geht es um freien Zugang zu Wissen und Software. Wo allerdings die Free-Software-Hacker auf offenem Quellcode beharren entfernen Cracker lediglich den Kopierschutz. Immerhin machen sie geschützte Software entgeldlos zugänglich.

Durchaus interessant ist die Beschreibung der Cracker-Szene, ihrer internen Regeln und des Wettbewerbs, den Cracker weltweit um den Titel der schnellsten Veröffentlichung führen. Krömer und Sem stellen die Cracker als edle Piraten dar, die allein Interesse am Wettkampf haben. Die "bösen" sind demnach diejenigen, welche die Software aus der Crackerszene in Tauschbörsen oder auf öffentliche FTP-Server stellen. Auch diese Themen werden umfangreich behandelt. Die Content-Industrie wird für ihre Marketing- und juristischen Kampagnen scharf kritisiert. Im Anhang finden sich diverse Interviews u.a. mit Lawrence Lessig, dem Begründer der Creative Commons.

Als Übersichtswerk ist dieses Buch empfehlenswert. Auch wenn manche Dinge schon oft berichtet wurden (wie z.B. die Entstehungsgeschichte Freier Software oder die Spekulationen über das "Ende der Musikindustrie") hat es durchaus (für nicht Szener) neues und interessantes zu berichten. Wer es lesen will, kann es gern von mir leihen.