Die Revolution ist das größte, alles andere ist Quark.
Rosa Luxemburg

Dienstag, Mai 02, 2006

Gelungene 1. Mai-Parade in Kreuzberg

Zum ersten mal tanzte am ersten Mai der Euromayday durch Berlin.

Traditionsgemäß
geht der linke Mensch am ersten Mai in Berlin-Kreuzberg demonstrieren. Dieses Jahr fand hier zum ersten mal die Euromayday Parade statt. Das Bündniss aus politischen und sozialen Initiativen hatte unter dem Motto "Für soziale Rechte weltweit!" zu einer lauten, bunten Tanzdemo aufgerufen. Über 6000 (lt. Demo-Orga), mindestens aber 2500 (rbb) überwiegend junge Menschen sind dem Aufruf gefolgt.

Ab ca 16.00 Uhr versammelten sich Studenten, Erwerbslose, Schüler, Niedriglohnarbeiter, Computerfreaks, Technofans, Rastas, Hippies, Anarchisten und andere Alternativmenschen am Spreewaldplatz zum Demoauftakt. Pünktlichkeit war nicht geboten, denn der Demozug setzte sich erst gegen 17.00 Uhr in Bewegung. Vorher gab es diverse Rede- und Grußbeiträge aus aller Welt. Angenehm fand ich, dass auch Reden auf spanisch und italienisch gehalten wurden. Dies unterstrich den planetaren Anspruch des Mayday-Netzwerks.

Der Zug der prekarisierten bewegte sich durch Kreuzberg und Neukölln. Auf der Wegstrecke wurde die Musik immer wieder unterbrochen um die politischen Forderungen deutlich zu machen. Diese Aufzählung klang allerdings nach einem allzu beliebigen Mix aus linken Forderungen ("Gegen Abschiebung, gegen Hartz 4, gegen Zwangsumzüge, gegen Ausgrenzung, gegen gegen gegen..."), auch wenn ich jede dieser Forderungen unterstützen würde. An der wegen eines Hilferufs der Direktorin an den Berliner Senat bekannt gewordenen Rütli-Schule gab es eine Zwischenkundgebung auf der auf die Zusammenhänge von sozialem Status und Bildungschancen aufmerksam gemacht wurde.

Am Hermannplatz schließlich war ein Umsonstbufet aufgebaut und es gab ein Konzert.
Ich fand diese Demo durchaus sehr angenehm. Keine politsektiererische Propaganda, zahlreiche Teilnehmer und gute Musik. Spaß kann auch Politik machen. Nach dem Fest ist es allerdings an der Zeit wieder an echten gesellschaflichen Alternativen zu bauen. Wenn es bei einer politischen Loveparade allein bleibt, droht der EuroMayday zu einer weiteren Touri-Attraktion ala Karneval der Kulturen zu werden - und wer macht schon gerne den prekären Gratis-Job für's Berlin-Marketing?