Radio Aus!
Scannt man die UKW-Frequenzen der Hauptstadt könnte man meinen, es gäbe neben dämlichen Kommentaren und schnellen Jingles nur Einheitsgedudel vom schlechtesten. Zum Glück für alle, die gern und oft Musik hören hat sich mit dem Internet auch eine neue Form des Radios gebildet. Tausende Enthusiasten und Musikfans stellen auf Portalen wie Shoutcast oder über Peer-To-Peer - Anwendungen ihr eigenes Programm zusammen und senden es an gleichgesinnte. Wie auf Indymedia berichtet wird, könnte es mit dem fröhlichen streamen der Spartensender bald endgültig aus sein - zumindest in Deutschland.
Schuld daran ist mal wieder die Verwertungslogik und ihr angeschlossene Institutionen. GEMA und GVL planen offensichtlich eine massive Erhöhung der Gebühren fürs Internetradio. Bisher gab es eine Einigung der Verwertungsgesellschaften mit dem Radioring (einem Zusammenschluss verschiedener Online-Radios): »Zahlte ein Sender bislang im Monat 26,75 € an Vergütung an die GVL so werden es ab April 2005 über 350 € pro Monat sein.« Für die meisten Hobbyfunker wahrscheinlich unerschwinglich. So wird das Radio(Medien)monopol erneut manifestiert. Wo man Freies Radio nicht mit unerhört teuren Sendelizenzen verhindern kann, sorgen GEMA und GVL dafür, dass das Medium Radio in der Hand der Dudelfunker bleibt.
Unter den Hobbysendern existiert durchaus die Idee mit der Verlagerung ihrer Internetadresse ins Ausland diesen Problemen aus dem Weg zu gehen. Vorrangig streben sie allerdings eine vernünftige Einigung mit den Verwertungsgesellschaften an.
»Über den Radioring - Verbund der Internetradiosender wird daher derzeit eine breit angelegte Aktionswelle gegen dieses Vorhaben organisiert. Dabei stehen 2 Dinge im Vordergrund - unsere Verhandlungsbereitschaft, mit den Verwertungsgesellschaften zusammen ein faires und sinnvolles Lizenzierungsmodell zu entwickeln und zu betreiben, aber auch unser Protest gegen diese Planungen, die ein Medium, das gerade erst den Kinderschuhen entsprungen ist, wieder eindämmen. Dies ist ein dramatischer Rückschritt und Verlust für die Medienlandschaft.
Wir planen hierbei die Einbeziehung von Politik, Medien und der Öffentlichkeit.«
Vielleicht gelingt es den Radiobetreibern ihre Hörer in den Protest mit einzubeziehen. Eine bezahlbare, legale Einigung könnte dem Medium ein festes Standbein in der Radiolandschaft sichern. Gelingt sie nicht, bleibt ihnen nur das Piratensenden.
3 Comments:
Ergänzung: neben dem erhöhten Tarif soll es auch neue Nutzungsbedingungen für Onlineradios geben. So sollen die Betreiber dazu verpflichtet werden, ein Mitschneiden der Sendungen auf dem PC des hörers zu verhindern. Dies ist ein Weg, Digital Rights Management und Kopierschutz auch Freien Anbietern aufzudrücken.
Freitag, 17 Dezember, 2004
Bild steht unter der GNU-FDL. Quelle: Wikipedia
Montag, 20 Dezember, 2004
Artikel bei Telepolis zum Thema
Mittwoch, 22 Dezember, 2004
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