Europas ausgegrenzte zündeln
Medien, Politiker und Bürger sind offensichtlich ziemlich schockiert über die Gewaltausbrüche in Frankreichs Vorstädten. Nachdem in der letzten Nacht auch in Bremen und Berlin Autos brannten, macht man sich auch hierzulande Sorgen über "Französische Verhältnisse". Die Verhältnisse indes sind nicht französisch sondern global und sie heißen Kaptalismus.
Nein, natürlich sind die Ausschreitungen in Frankreich nicht revolutionär, sie sind nur im weiteren Sinne politisch: Jugendarbeitslosigkeit, soziale Ausgrenzung, Abbau der sozialen Hilfesysteme - das sind auch Themen, die in Deutschland die Stimmung aufheizen. Hierzulande manifestieren sich Zukunftsangst und Unsicherheit allzu oft in rassistischen Gewaltakten - weitgehend unbeobachtet von der Öffentlichkeit und vorrangig betrieben von eben nicht "Ausländern" sondern "echten deutschen" Jugendlichen.
Wenn sich ganze gesellschaftliche Schichten nicht ernst genommen fühlen, durch Wahlen eh nichts ändern können und sich die Politik mit Verweis auf die Verhältnisse Handlungsunfähig gibt, wie sonst sollen sie sich verständlich machen? Wenn sich kaptalistische Tauschverhältnisse in jedem Winkel des Lebens eingerichtet haben, wenn Menschen ohne Rücksicht auf soziale Bindungen zu flexibilität gezwungen werden, wenn Erwerbslose zu unterbezahlten MAE-Jobbern degradiert werden und die wahre Elite der Republik nunmehr ängstliche Arbeitsplatzbesitzer sind kann eine Gesellschaft nicht zusammen halten. Nicht zuletzt durch Hartz IV wurde der Gesellschaft ihre Grundlage entzogen. 5 Millionen Hartz-IV-Empfänger bekommen die Macht der Bürokratie täglich zu spüren ("Wenn Sie nicht kooperieren wollen, wir hätten da auch ein paar MAE-Stellen"). Eine ganze Generation von jungen Leuten steht ohne Zukunftsperspektiven da - nicht nur in Ostdeutschland. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem gewaltigen Konflikt kommt - auch wenn dieser sich an die falschen Adressen wendet.
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