Die Revolution ist das größte, alles andere ist Quark.
Rosa Luxemburg

Montag, Oktober 23, 2006

Verarmte Bohème

Betr.: Holm Friebe, Sascha Lobo: "Wir nennen es Arbeit"

Zugegeben, ich habe das Buch (noch) nicht gelesen (vielleicht ist ja ein Berliner so nett und stellt es übers Leihnetzwerk zur Verfügung), aber wenn für ein Buch mit den Worten "Dieses Buch ist hypermodern, jeder sollte es lesen" geworben wird, werde ich mindestens stutzig. Dass sich dann auch noch die halbe Bloggerwelt zu diesem Buch bekennt, reicht eigentlich um mal ne kritische Anmerkung zu posten.

Anscheind haben alle drauf gewartet, dass ihnen jemand mal ein positives Image verpasst. Weblogautoren, Netmusic-Produzenten oder Open Source-Entwickler stecken die Autoren in eine "euphorische selbstbestimmte Digitale Bohème", in der sie sich jenseits der alten Kategorien der Arbeitsgesellschaft verwirklichen können. Soweit so ok. Die kritik an der Lohnarbeitsgesellschaft ist überfällig und nötig. Klar ist das hier Arbeit. Eine selbstbestimmte Tätigkeit als Arbeit zu bezeichnen ist ja nicht neu. Die Frage die sich allerdings jenseits aller Euphorie auftut ist, wie denn die euphorisch selbstbestimmt arbeitenden Bohème-Mitglieder für ihren Unterhalt sorgen können. Sich ein neues Selbstbewusstsein durch neue Begriffe zu schaffen reicht nicht aus, genauso wie die Währung "Respekt" ja ganz nett ist, man sich aber dafür auch nichts zu Essen kaufen kann. Und spätestens wenn die Arbeitslosenagentur auf die Idee kommt, mich mit Hilfe von Sanktionen in eine unterbezahlte Vollzeitstelle zu befördern, kann ich meine digitale Bohème-Reproduktion nicht mehr umsetzen. Was nützt es mir, meinen Eltern die tolle digitalen Revolution nahezubringen wenn sie letztendlich an meiner Versorgung scheitert?

Vielleicht wird das Thema ja im Buch behandelt, bis dahin sage ich: Vorsicht: ein Trend geht um.

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1 Comments:

Anonymous Anonym said...

ahh... du hast auch ein blog. bin gerade drüber gestolpert. ich kann dich nur bestätigen beim ausruf von hypes und einem plötzlichen medialen auftauchen von irgend etwas von musik bis trends vorsichtig zu sein.

ich denke, du solltest einfach mal in das buch reinschauen. da klären sich dann auch einige fragen. irgendwie komisch, dass ich ständig werbung für das buch mache. naja. so aufgehört. liebe grüsse, moritz

Mittwoch, 25 Oktober, 2006

 

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