Die Revolution ist das größte, alles andere ist Quark.
Rosa Luxemburg

Dienstag, September 12, 2006

Schlag ins Wasser

Wie Indymedia berichtet wurden letzen Donnerstag diverse Server des TOR-Netzwerks beschlagnahmt und teilweise gelöscht. TOR (The Onion Router) bietet anonymisierten Zugang zum Internet. Natürlich war es die Suche nach Kinderpornoverbreitern, die zu diesem "Schlag gegen die Privatsphäre" führte.

Der Schlag dürfte aber eher ein Schlag ins Wasser gewesen sein: Anfragen, die über das Tor-Netzwerk gestellt werden, werden nach dem Zwiebelprinzip verschlüsselt und über verschiedene Server an die Zieladresse geleitet. Die Server speichern weder Log-Dateien, noch kann man an den einzelnen Knotenpunkten herausfinden von wo und mit welchem Inhalt die Anfrage kommt. Genau diese Eigenschaft macht Tor auch so wirkungsvoll: Sicherheitsbehörden oder Neugierige haben einfach nichts davon, die Übertragungsdaten anzuschauen. Politisch Andersdenkende können sich hinter der Anonymität verstecken und natürlich nutzen auch Terroristen und Kinderpornoringe solche Technologien. Dass auch diese Gruppen kommunizieren kann man nicht verhindern. Das (dezentrale) Netzwerk wird auch ohne die zehn Server funktionieren. Und dass es eine Hand voll Verbrecher gibt, die Tor benutzen ist noch lange kein Grund, tausenden anderen Nutzern (NGOs, politsch Andersdenkende, UFO-Forscher, Paranoide) diese Technik zu zerstören, oder zumindest unbeteiligten Serverbetreibern die Festplatten zu löschen.

Fakt ist, dass ein anonymisiertes, verschlüsseltes Netzwerk Sicherheitsbehörden nicht gerade Freude bereitet. Die Beschlagnahme und Löschung der Server sieht mir eher nach Hilflosigkeit aus: wenn wir euch schon nicht kontrollieren können, können wir euch wenigstens ein bißchen Schikanieren.