Die Revolution ist das größte, alles andere ist Quark.
Rosa Luxemburg

Montag, Dezember 27, 2004

Service

Sieben mal werden wir noch wach, heißa dann tritt Hartz 4 in kraft und damit das größte Sozialabbaugesetz in der Geschichte der BRD. Viele Menschen werden also in der Silvesternacht nicht viel zu feiern haben. Alle vom Gesetz betroffenen sollten sich warm anziehen und vielleicht das »Kleine Einmaleins der Arbeitslosigkeit« der Freien ArbeiterInnen Union studieren, welches wertvolle Tipps im Umgang mit der Behörde und SachbearbeiterInnen bieten kann.

Du bist für den Irrsinn nicht verantwortlich - Und du bist nicht allein. Am Neujahrsmontag dann zum Agenturschluss im lokalen Arbeitsamt.

Einführende Informationen zum neuen Gesetz gibts hier in einem Folienvortrag von Harald Thome.

Freitag, Dezember 17, 2004

Radio Aus!

Scannt man die UKW-Frequenzen der Hauptstadt könnte man meinen, es gäbe neben dämlichen Kommentaren und schnellen Jingles nur Einheitsgedudel vom schlechtesten. Zum Glück für alle, die gern und oft Musik hören hat sich mit dem Internet auch eine neue Form des Radios gebildet. Tausende Enthusiasten und Musikfans stellen auf Portalen wie Shoutcast oder über Peer-To-Peer - Anwendungen ihr eigenes Programm zusammen und senden es an gleichgesinnte. Wie auf Indymedia berichtet wird, könnte es mit dem fröhlichen streamen der Spartensender bald endgültig aus sein - zumindest in Deutschland.

Schuld daran ist mal wieder die Verwertungslogik und ihr angeschlossene Institutionen. GEMA und GVL planen offensichtlich eine massive Erhöhung der Gebühren fürs Internetradio. Bisher gab es eine Einigung der Verwertungsgesellschaften mit dem Radioring (einem Zusammenschluss verschiedener Online-Radios): »Zahlte ein Sender bislang im Monat 26,75 € an Vergütung an die GVL so werden es ab April 2005 über 350 € pro Monat sein.« Für die meisten Hobbyfunker wahrscheinlich unerschwinglich. So wird das Radio(Medien)monopol erneut manifestiert. Wo man Freies Radio nicht mit unerhört teuren Sendelizenzen verhindern kann, sorgen GEMA und GVL dafür, dass das Medium Radio in der Hand der Dudelfunker bleibt.

Unter den Hobbysendern existiert durchaus die Idee mit der Verlagerung ihrer Internetadresse ins Ausland diesen Problemen aus dem Weg zu gehen. Vorrangig streben sie allerdings eine vernünftige Einigung mit den Verwertungsgesellschaften an.

»Über den Radioring - Verbund der Internetradiosender wird daher derzeit eine breit angelegte Aktionswelle gegen dieses Vorhaben organisiert. Dabei stehen 2 Dinge im Vordergrund - unsere Verhandlungsbereitschaft, mit den Verwertungsgesellschaften zusammen ein faires und sinnvolles Lizenzierungsmodell zu entwickeln und zu betreiben, aber auch unser Protest gegen diese Planungen, die ein Medium, das gerade erst den Kinderschuhen entsprungen ist, wieder eindämmen. Dies ist ein dramatischer Rückschritt und Verlust für die Medienlandschaft.
Wir planen hierbei die Einbeziehung von Politik, Medien und der Öffentlichkeit.«


Vielleicht gelingt es den Radiobetreibern ihre Hörer in den Protest mit einzubeziehen. Eine bezahlbare, legale Einigung könnte dem Medium ein festes Standbein in der Radiolandschaft sichern. Gelingt sie nicht, bleibt ihnen nur das Piratensenden.

Donnerstag, Dezember 09, 2004

Patrioten sind Idioten.

Dienstag, Dezember 07, 2004

Fuck you Industry

Na wer sagts denn? Es war ja nur ne Frage der Zeit, bis die Free Software-Community der Content-Industrie den dicken Finger zeigt. Nodezilla könnte der Filesharing-Client der nahen Zukunft werden: er ermöglicht in der aktuellen Version nicht nur anonymes Filesharing, sondern auch Multimedia-Streaming (z.B. Internetradio) und eine Funktion zum Tauschen von Bildern (oh je, dies könnte der neu gewonnenen Freiheit auch zum Verhängnis werden).

Wenn alles gut wird und wir zuletzt am besten lachen gewinnt das Gute und das Böse fährt zur Hölle. Das Netz ist eben doch nicht zu kontrollieren.

Und weil das hier der kürzeste Artikel mit den meisten Links ist ist mir der diesjährige Psychoglobal-Hypertext-Award auch noch sicher ;-)

alle 4 Jahre wieder

sdfDie CDU schaltet auf ihrem Bundesparteitag um auf Angriff und legt schonmal die Wahlkampfthemen fest.

Und die sind auch nichts neues: Nationalismus und "Arbeit für alle". Dass sich mit solchen Themen gut Wahlen gewinnen lassen, dafür gab es in der Vergangenheit einige Beispiele. Dass beide Themen derartig schwachsinnig sind, dass man entweder lachen oder kotzen könnte, liegt wahrscheinlich an der Natur sogenannter demokratischer Wahlen. Ein Beispiel gefällig? "Im deutschen Interesse: Integration fördern und fordern, Islamismus bekämpfen!"

Was ist nun das deutsche Interesse? Allein diese Phrase ist unsinn genug, schließlich leben wir in der Europäischen Union und Islamismus bekämpfen sollte nicht im deutschen, sondern im demokratischen Interesse sein. Schaut man sich dann mal die Zahlen des Verfassungsschutzes an, ergibt sich ein bei weitem nicht so bedrohliches Bild. Eher scheint eine größere Gefahr von rechts zu kommen (während der VS im Jahr 2003 88 islamistisch motivierte Gewalttaten zählte, sind es im rechtsextremistischen Lager über 700). Zur Integrations-Phrase gibts hier ja schon einen Beitrag, des spar ich mir jetzt. Bin jedenfalls gespannt was die zwei Jahre Wahlkampf die vor uns liegen noch so alles bringen.

Die Schlacht ist eröffnet!

Sonntag, Dezember 05, 2004

Wikinews am Start

Seit ein paar Tagen ist die deutsche Ausgabe der Wikinews als Beta-Version am Start. Der Wikipedia-Ableger will eine Plattform für freie Nachrichten sein, die von "allen für alle" zusammengetragen werden. Anders als bei Indymedia gibt es kein Moderationskollektiv, welches Artikel nach Relevanz bewertet und umsortiert. Noch nennt sich Wikinews ein Experiment - und es bleibt zu hoffen, dass daraus mehr als das wird.

Nun kritisiert "jupe" in ihrem Weblog, dass das Projekt dem Anspruch News von "allen für alle" im Moment wohl kaum gerecht werden kann, sei doch auch die Wikipedia eine Sache des gehobenen Bürgertums.

In einem Punkt mag sie recht haben. Nur wenige dürften im Moment zeitliche und geistige Ressourcen für die freie Mitarbeit an einem solchen Projekt haben (meine: wer sich vorrangig ums überleben kümmern muss, hat keine Energie für solche Dinge = erst das Fressen dann die Moral). Mit dem selben Problem kämpft auch Indymedia, welches beispielsweise bei den Hartz-4 Protesten kaum "Betroffene" erreichen konnte (weder als Leser noch als Autoren).

Nun ist es aber prinzipiell für jeden möglich, sich zu beteiligen, es gibt keine Ausschlüsse wie: ich Journalist - du Turnschuh (= Konsument von Medien). Der zweite Punkt ist, dass das Internet in naher Zukunft (zumindest in Europa) überall verfügbar sein wird, es zum festen Bestandteil des Alltags aller Gesellschaftsschichten wird. Somit hat jeder, jederzeit die Möglichkeit auf Nachrichten zuzugreifen und selbst welche zu produzieren. Ausgestattet mit einen Mobiltelefon können Menschen zu Alltagsjournalisten werden und freie Inhalte zu jedem Moment produzieren. Das Problem der zeitlichen und geistigen Ressourcenknappheit löst sich durch steigende Erwerbslosenquoten wahrscheinlich von selbst.

Wenn Wikinews jemals zu einer ernstgenommenen Quelle wird, wird sie - anders als Indymedia - von einer breiten Schicht an Netznutzern wahrgenommen. Dies ist auch eine Möglichkeit für gesellschaftliche Schichten die sonst kaum in den Medien erwähnt werden, ihre Sicht und ihre Nachrichten zu verbreiten. Wikinews ist damit ein Experiment auf dem Weg zu mehr Demokratie und Redefreiheit.

Donnerstag, Dezember 02, 2004

WIRED sampelt die Zukunft

In ihrer November-Printausgabe veröffentlichte das Magazin Wired eine CD "copyrighted for the 21st century". Künstler - von Beastie Boys bis Danger Mouse stellten Musikstücke unter eine Copyleft-Lizenz. Die unter Creative Commons lizensierten Stücke kann man nicht nur unbegrenzt verbreiten, brennen, downloaden; sondern getreu dem Apple-Motto Rip - Mix - Burn nehmen und weiterbearbeiten, verarbeiten, samplen was das Zeug hält. Dies ist nicht nur ein Nebeneffekt der Lizenz, es ist gewollt:
By nature, musicians are thieves. Nicking a bit of this song and a lick from that one, shaping their style on the riffs of those who came before, musicians are experts in the art of acquisit.
Davon abgesehen sind ein paar wirklich coole Titel dabei. Download hier!

Mittwoch, Dezember 01, 2004

Bildung - sponsored by VW

Nächste Woche wird die neue hochmoderne Hochschulbibliothek der Universität der Künste und der Technischen Universität Berlin eröffnet. Das ist vor allem schön für die Studierenden, bietet doch der "moderne 'Tempel' des Wissens [...] auf einer Gesamtfläche von 30.000 Quadratmetern Raum für etwa 3 Millionen Medien". Und der Höhepunkt der Eröffnung ist die Tombola, bei der man einen VW Polo Fun gewinnen kann!

Moment mal "VW-Polo Fun"? Ja, ihr habt richtig gelesen, der Bibliotheksneubau wurde nämlich von VW mitfinanziert, deshalb heisst diese Bildungseinrichtung jetzt auch Volkswagen-Bibliothek. So wissen die Studierenden jetzt immer bescheid, wem sie diese schöne Einrichtung zu verdanken haben. Es scheint niemanden wirklich zu stören, dass Bildungseinrichtungen und Bibliotheken heute von großen Unternehmen gesponsort werden. Doch Unternehmen spenden eben nicht einfach mal "für den guten Zweck" und erst recht nicht in Bildungseinrichtungen. Ich will hier ja nicht den Teufel an die Wand malen, aber man muss sich schonmal über die Konsequenzen solchen Sponsorings klar werden. Natürlich werden die Unternehmen früher oder später in die Lehrpläne reinreden wollen, oder eine bestimmte Buchauswahl in der Bibliothek zur Verfügung stehen sehen. Wissenschaftssponsoring verhindert die freie Wissenschaft, weil es zweckorientiert auf die Ziele des Unternehmens ist.

Wirklicher Protest ist seitens der Studierenden nicht mehr zu erwarten. Hoffentlich verstehen wenigstens ein paar, dass es mit der Freien Bildung bald vorbei sein könnte, wenn man Unternehmen durch die Hintertür in Universitäten einlässt.